Januar 2021
Das neue Bienenjahr ist gestartet und der Januar neigt sich bereits dem Ende zu. Derzeit beschränken sich unsere Kontrollen (seit der Winterbehandlung im letzten Jahr) lediglich auf die Suche nach den üblichen Sturm-, Wetter- oder ‘Kleintier’-Schäden von außen. Zusätzlich haben wir eines unserer Bienenvölker zu einer digitalen Messstation (Stockwaage, Temperatur) umgebaut, um den Frühjahrsverlauf der Bienenvölker am Stand etwas genauer im Blick behalten zu können und nicht auf die weniger genauen öffentlich zugänglichen Wetterdaten vertrauen zu müssen (Wetterstationen sind z.T. weit von unserem Stand entfernt, in unterschiedlichen Höhen über dem Boden angebracht, etc.). Bei dem ‘Messvolk’ handelt es sich dabei um ein stärkeres Wirtschaftsvolk aus dem Vorjahr. Das Volk ist Ende Oktober mit 26,8 kg Gewicht in den Winter gegangen und hält sich derzeit bei rund 21,0 kg (Beutengewicht gesamt).
Im Frühjahr versuchen wir die Völker nach Möglichkeit nicht zu stören (zum Beispiel indem wir die Kisten öffnen). Denn auch wenn der kurzfristige Temperaturabfall durch das Öffnen der Beuten den Bienen nicht sonderlich viel ausmachen sollte, ist die Gefahr doch gegeben, dass man die durch die Bienen sorgfältig für den Winter vorbereiteten und mit Propolis abgedichteten Beuten nicht mehr so dicht bekommt und so für nachhaltige Zugluft und damit verbunden höhere Anstrengungen für die Bienen sorgt (das Risiko ist bei Holzbeuten höher, da sich diese verziehen können und jegliche Störung der ‘strukturellen Integrität’ zur Rissbildung an verschiedenen Stellen führen kann). Dennoch heißt das noch lange nicht, dass man die Völker in dieser Zeit nicht genauer begutachten kann.
Für einen etwas genaueren Blick ins Innere der Beute, ohne diese dabei öffnen zu müssen, eignet sich vor allem im Winter eine Wärmebildkamera (siehe Abbildung 2). Die hier verwendete Kamera hat nur eine geringe Auflösung von 32×24 Pixeln, diese reicht jedoch bereits aus, um den Sitz der Wintertraube ungefähr erkennen zu können (grobe Umrisse der Beute sind mit schwarzen Strichen eingezeichnet).
Den Wärmebildern zur Folge sitzt die Wintertraube derzeit noch mittig im vorderen Bereich der Beute über dem Flugloch – das ist für diese Zeit der erwartete Fall. Ein Anzeichen für knappe Futtervorräte wäre dagegen, wenn die Bienen weiter hinten sitzen oder sehr weit oben sitzen würden.
Ein weiteres handliches Werkzeug für die Begutachtung von Bienenvölkern im Winter ist ein Endoskop. Dieses kann nicht nur dazu verwendet werden, um die Wintertraube zu inspizieren (siehe Video 1), sondern kann auch bei der Untersuchung der Beute bzw. des Beutenbodens auf Spuren von ungebetenen Gästen wie Nagetieren unterstützen. Das Endoskop lässt sich dabei relativ einfach über das Flugloch der Beute einführen und steuern.
Zusammenfassend betrachtet war der Januar – zumindest den Daten unseres Messstandes zur Folge – ein recht milder Monat mit nur wenigen Ausreißern unter die 0°C. Und nachdem die Temperatur heute am frühen Vormittag sogar überraschenderweise für eine längere Zeit über die 10°C Marke gestiegen ist, konnte man an den Bienenstöcken bereits nach kurzer Zeit rege Flug-Aktivität beobachten (siehe Abbildung 2).
Ein Schauspiel, dass man sich als Imker natürlich nicht entgehen lassen sollte!
Finde den Beitrag sehr interessant und wüsste gerne ob die Wärmebildkamera auch bei Styropor beuten funktioniert
Wir haben eine Segeberger Beute (bestrichen) am Stand – zum Vergleich ist eine Wärmebildaufnahme (Aufnahme Vorderseite links | Aufnahme von oben rechts) dieser Beute angehängt. Man kann deutlich sehen, dass die Wärmedämmung der Beute um Einiges besser ist als die der Holzbeuten – man sieht dementsprechend deutlich weniger. Die Wärme entweicht primär an den Vertiefungen der Griffe an der Styroporbeute – in der Aufnahme als roter Bereich gut zu erkennen. Der Deckel scheint dagegen sehr gut gedämmt zu sein – auch bei kühleren Temperaturen sieht man wenig (die Aufnahme von oben wurde später am Abend gemacht, man sieht als einzigen roten Bereich an der Seite die angrenzende Holzbeute, die Umrisse des Deckels der Styroporbeute sind mit Strichen angedeutet). In jedem Fall sollte das auch in diesem Fall reichen, um entscheiden zu können, ob das Volk noch da ist. Den Sitz der Wintertraube in einer Styroporbeute zu erkennen ist dagegen wohl nicht so einfach möglich.
Vielen Dank, das war sehr hilfreich